Der Terminus »Digitale Agenda« findet Verwendung zur Bezeichnung der Gesamtheit der erforderlichen oder geplanten Maßnahmen eines systematischen Vorgehens zur Gestaltung der Digitalen Transformation eines bestimmten Systems.

Der Ausdruck »Digitale Agenda« wird im öffentlichen Diskurs insbesondere im Hinblick auf das angekündigte politische Handeln der Legislativen und der Exekutiven zur Gestaltung des Digitalen Wandels gebraucht.

Darüber hinaus wird auch die Gesamtheit der von einzelnen Unternehmen, Institutionen und Organisationen geplanten Maßnahmen im Rahmen ihrer Bestrebungen um Digitalisierung und Digitalen Transformation als »Digitale Agenda« bezeichnet.

Ethymologie: Der Ausdruck »Digitale Agenda« ist ein Neologismus, der als sprachliche Neuschöpfung entstanden ist durch eine Kombination zweier gebräuchlicher Worte zu einem neuen festen Terminus, dessen Bedeutung sich unmittelbar von den Ursprungsworten ableitet. Das Wort »Agenda« ist lateinischen Ursprungs und hat dort als Nomen »agenda« die Bedeutung von »etwas, das zu tun ist« »was getan werden muss« beziehungsweise »das zu Tuende«. Das lateinische Nomen »agenda« leitet sich vom Verb »agere« ab, das »agieren« bedeutet. Breite Übereinstimmung im Gebrauch des Terminus »Digitale Agenda« besteht darin, dass mit dem Adjektiv »digital« auf den Gegenstand abgehoben wird, auf den sich die »Agenda« bezieht. Somit geht es um eine Agenda, die sich der Gestaltung des Digitalen widmet und nicht um eine digital verursachte Agenda. Bezug genommen wird mit dem Adjektiv »digital« auf die Entwicklungen, die durch die Verbreitung digitaler Technologien in Gang gesetzt worden sind. Die verschiedenen Aspekte dieser umfassenden Entwicklungen werden sprachlich erfasst durch die Termini Digitaler Wandel, Digitalisierung, Digitale Transformation, Digitaler Fortschritt, Digitale Revolution und Digitale Disruption. Da mit dem Wort »Agenda« auf einen umfassenden Kanon von Maßnahmen abgehoben wird, sei die Definition insbesondere auf die jene Aspekte des Digitalen Wandels bezogen, welche die Umbildung eines gesamten Systems im Blick haben und so als Digitale Transformation zu betrachten sind. Der Terminus »Digitale Agenda« hat nicht nur Eingang in die deutsche Sprache gefunden. In anderen Sprachen finden sich unmittelbar verwandte Worte: im Englischen »Digital Agenda«, im Französischen »L’agenda numérique«, im Italienischen »Un’agenda digitale» und im Spanischen »Una Agenda Digital«.

Abgrenzung: Der Begriff »Digitale Agenda« ist grenzt sich von den einschlägigen Begriffen zur Charakterisierung der durch die Verbreitung digitaler Technologien verursachten Veränderungen insbesondere durch die Betonung des Aspekts der aktiven Gestaltung ab. Eine Agenda als Zusammenfassung des künftigen Vorgehens in einem Maßnahmenkatalog setzt Analyse, Planung und Beschlussfassung voraus. Darin unterscheidet sich der Begriff »Digitale Agenda« von dem des »Digitalen Wandels«, der das Phänomen der Veränderung betrachtet ohne die Handlungskomponente in den Blick zu nehmen. » Digitalisierung« und »Digitale Transformation« beruhen zwar regelmäßig auf einer Vielzahl planvoller Handlungen, sie manifestieren sich zum Teil jedoch auch ohne individuelles Zutun.

Umsetzung: Die »Digitale Agenda« seht am Ende eines Prozesses der Strategieentwicklung. Zunächst ist eine Analyse von Ausgangsbedingungen, Veränderungen und Zielzustand durchzuführen, so wie sie beispielsweise anhand des »Digital Era Framework« vorgenommen werden kann. Sodann ist zu eruieren, wie die Veränderungen im Rahmen von Digitalem Wandel, Digitalisierung und Digitale Transformation» gestaltet werden können. Solche Gestaltungsansätze werden im Rahmen von »Digital Transformation Strategies« entwickelt. Schließlich sind die umzusetzenden Maßnahmenkataloge festzulegen.

Zitierhinweis

Die vorstehende Definition wurde im Rahmen des Digital Era Framework von Dr. Dr. Jörn Lengsfeld vorgeschlagen. Die Erstveröffentlichung des Textes erfolgte in: Jörn Lengsfeld: Digital Era Framework. Ein Bezugsrahmen für das digitale Informationszeitalter. Bitte verweisen Sie auf die Originalpublikation, falls Sie den Text zitieren.