Eine Innenstadt-App ist ein Computerprogramm, dass diverse Information von einer Vielzahl verschiedener lokaler Geschäfte, Unternehmen und Institutionen in gebündelter Form zugänglich macht.
Die Idee einer Innenstadt-App ist nicht neu. Hinter dem Begriff verbergen sich mittlerweile ganz verschiedene Konzepte mit unterschiedlichem Funktionsumfang. Allen gemein ist, dass sie diverse Informationen einer Vielzahl von lokalen Anbietern bündeln wollen: Informationen zu Produktverfügbarkeit, Preisen, Speisekarten, Öffnungszeiten, Parkplätzen, Fahrplänen und Kulturprogrammen. Bisweilen sollen darüber hinaus Informationen zu der aktuellen Nutzungslage angeboten werden: Wie viele Menschen halten sich gerade wo in der Stadt auf? Diese Information erspart einerseits langes Warten in überfüllten Geschäften und andererseits den einsamen Besuch einer Veranstaltung, bei der nichts los ist. So nützlich diese zweite Kategorie von Information auch sein mag, im Hinblick auf den Datenschutz ist sie nicht unproblematisch.
Es ist ein hohes Gut, sich als Bürger ohne Überwachung im öffentlichen Raum bewegen zu können. Sollen in einer Innenstadt-App aktuelle Besucherzahlen angezeigt werden, so müssten genau darüber Daten erhoben werden. Das ist nicht unproblematisch. Datensparsame Lösungen scheinen zwar durchaus möglich. Wenn es aber nicht ohne personenbezogene Daten geht, spielt der Datenschutz eine entscheidende Rolle. Dabei gilt, dass Datenschutz stets auf mehreren Säulen beruht: Technik, Organisation und Recht. Erforderlich sind stets Maßnahmen in allen drei Bereichen, die eng aufeinander abgestimmt sein müssen. Das Vertrauen auf die Wirksamkeit des so erzielten Schutzes lässt sich durch Transparenz und Kontrollmöglichkeiten stärken. Dennoch: Datenerhebung im öffentlichen Raum ist nicht unproblematisch. Nutzen und Risiken müssen sorgsam abgewogen werden. Das ist Gegenstand des politischen Diskurses und der juristischen Beurteilung.
Daneben stellt sich die Frage der technischen Realisierbarkeit. Dabei gilt: Technisch ist vieles möglich. Weit mehr als für die Grundfunktionen einer solchen App erforderlich wäre. Viele Daten sind ohnehin schon digital gespeichert, andere können dank moderner Sensorik problemlos erfasst werden. Der Aufwand kann jedoch enorm sein, je nachdem welcher Funktionsumfang angestrebt wird. Aufwändig kann auch die Zusammenführung der Daten werden, da sehr viele Unternehmen und Organisationen beteiligt wären. Grenzen setzt solchen Projekten heute also oft nicht mehr der Stand der Technik sondern die Frage, ob Nutzen und Aufwand in einem angemessenen Verhältnis stehen.

Zitierhinweis

Die vorstehende Definition wurde im Rahmen des Digital Era Framework von Dr. Dr. Jörn Lengsfeld vorgeschlagen. Die Erstveröffentlichung des Textes erfolgte in: Jörn Lengsfeld: Digital Era Framework. Ein Bezugsrahmen für das digitale Informationszeitalter. Bitte verweisen Sie auf die Originalpublikation, falls Sie den Text zitieren.