Verbreitung und Nutzung digitaler Medien gelten als Voraussetzung für den mit der Digitalen Transformation einhergehenden ökonomischen, sozialen, politischen und kulturellen Wandel. Das Phänomen des »Digital Divide« beschreibt Ungleichheiten in der Verbreitung und Nutzung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien.

Diese Ungleichheit zwischen verschiedenen geographischen Regionen, soziodemographischen Gruppen und Individuuen kann zu einem unterschiedlichen Verlauf des Transformationsprozesses führen. Damit ist sie von strategischer Bedeutung für Unternehmen und gesellschaftliche Akteure.

Dr. Dr. Jörn Lengsfeld
Dr. Dr. Jörn Lengsfeld

Dr. Dr. Jörn Lengsfeld hat einen neuen Ansatz zur Konzeptionalisierung und Quantifizierung des Digital Divide vorgestellt. Der neue Ansatz ermöglicht es, sowohl die internationalen als auch die soziodemographischen Aspekte der Digitalen Spaltung zu untersuchen. Darauf aufbauend hat Jörn Lengsfeld umfangreiche empirische Untersuchungen durchgeführt, in denen Ausmaß und Entwicklung des Digital Divide in 100 Ländern weltweit quantitativ ermittelt wurden.

Im Verlauf der letzten Dekaden wurde die Welt mit einem dramatischen technologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel konfrontiert, der noch immer anhält und in seinen Ausmaßen zunimmt. In seinem Zentrum steht die rasante Entwicklung und Verbreitung der Informations- und Kommunikationstechnologien. Das Ausmaß dieser Veränderungen zeigt sich im Begriff der »Digitalen Revolution« mit dem die Assoziation des Umsturzes verbunden wird. Die entstehenden neuen Strukturen werden mit dem Begriff der »Informationsgesellschaft« bezeichnet. Mit der Prägung des Terminus des »Informationszeitalters« wird gar der Beginn einer neuen Epoche ausgerufen. Tatsächlich hat dieser Transformationsprozess einen Einfluss auf nahezu jeden Aspekt des menschlichen Lebens, der kulturellen Entwicklung, des sozialen Gefüges, der politischen Prozesse und des ökonomischen Systems.

Die eminente Bedeutung dieser Entwicklung antizipierend, wurde der Transformationsprozess durch die wissenschaftliche Gemeinschaft von Anbeginn an sehr aufmerksam beobachtet und genau untersucht. Eine frühe Beobachtung war, dass die Diffusion der Informations- und Kommunikationstechnologien sich in den verschiedenen Teilen der Welt nicht mit der gleichen Geschwindigkeit vollzogen hat, und dass die Adaption der neuen Technologien in den verschiedenen sozialen Gruppen nicht in gleicher Weise stattgefunden hat. Angesichts der resultierenden Unterschiede hat sich die Grundvorstellung einer »Digitalen Spaltung« herausgebildet.

Der Ausdruck »Digital Divide« bezeichnet Ungleichheiten in der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zwischen Individuen, sozialen Gruppen und geographischen Einheiten. Die so bezeichnete Spaltung kann zu divergierenden Entwicklungstendenzen zwischen den jeweiligen Individuen, Gruppen oder Regionen führen. Daraus können sich vielfältige Auswirkungen auf die sozialen, ökonomischen und politischen Strukturen ergeben.

Aus diesem Grund ist insbesondere die Untersuchung der Ungleichheiten in der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in den letzten Jahren zu einem Forschungsgebiet geworden, dem große Bedeutung zugemessen wird.

Der Internationale Digital Divide beschreibt Ungleichheiten in der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zwischen verschiedenen Staaten. Zugang und Nutzung zu Informations- und Kommunikationstechnologien bestimmen wesentlich die gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen im Informationszeitalter. Unterschiede zwischen den Ländern werden somit zu einem wichtigen Bestimmungsfaktor von politischen Verhältnissen, von geostrategischen Bedingungen, von Marktpotentialen und von Entwicklungsperspektiven sowie zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor im internationalen Markt. Angesichts dieser Bedeutung ist es die Untersuchung des internationalen Digital Divide von großer Relevanz für Wissenschaft und Praxis. Vordringlich sind dabei die Deskription der Unterschiede, die Explikation ihrer Genese und die Exploration ihrer möglichen Implikationen.

Dr. Dr. Jörn Lengsfeld hat mehrere umfassende empirsiche Studien zum Phänomen des Digital Divide veröffentlicht. Dabei erfolgte eine Rekonzeptionalisierung durch die Einführung von ökonometrischen Verfahren zur quantitativen Untersuchung der Strukturen der Nutzung digitaler Technolgoien und deren Anwendung in international vergleichenden Studien.

Eine besonders umfangreiche empirische Studie zu dem Thema hat er mit seiner zweiten Dissertation vorgelegt. Im Rahmen dieser empirischen Untersuchung wurde die Nutzung von verschiedenen digitalen Technologien in 100 Ländern zu mehreren Zeitpunkten untersucht. Grundlage waren Sekundärdaten aus 700 Befragungen mit insgesamt mehr als drei Millionen Befragten. Auf diese Weise konnte anhand eines neuen methodischen Ansatzes ein differenziertes Bild der Entwicklung des Digital Divide in seiner nationalen und internationalen Dimension gezeichnet werden.